Auf dem Weg zur festen Größe in Kehl

von Klaus Gras

Der Tennisclub Kehl blickt mit Stolz in diesem Jahr auf 100 Jahre Vereinsgeschichte zurück. Mit einer vierteiligen Serie würdigt die Kehler Zeitung den runden Geburtstag. In der dritten Folge berichten wir über die Präsidenten ab 1952.

Karlheinz Hillenbrand
(Foto: Erwin Lang)

Dr. Karlheinz Hillenbrand 1990 – 1996: Bei der Hauptversammlung am 15. November 1990 standen gleich zwei Kandidaten zur Wahl des Präsidenten. Es waren dies die langjährigen Tennisspieler, Dr. Karlheinz Hillenbrand und Ralph Schäfer. Insgesamt 104 Stimmen konnte Hillenbrand auf sich vereinigen, Schäfer bekam 78 Stimmen. Dass sich zwei Kandidaten für das Präsidentenamt zur Verfügung stellen, gab es in der Vereinsgeschichte noch nicht, sollte sich aber
2020 wiederholen. Präsident Hillenbrand hatte mit dem Neubau des Clubhauses sofort eine riesige Aufgabe zu bewältigen. Die Standortwahl mit direkter Anbindung an die Halle war optimal gewählt. Somit konnten die Tennisspieler von der Halle problemlos ins Restaurant. Das ehemalige Clubhaus lag direkt an der Schwimmbadstraße. An seiner Stelle konnte ein Tennisplatz gebaut werden. Der Tennisplatz Nummer 10. In der Chronik von Günter Petry wird der Clubhausbau ausführlich auf den Seiten 75 ff beschrieben. Der absolute sportliche Höhepunkt war die Ausrichtung der Badischen Seniorenmeisterschaften im Juni 1990, auf der Anlage von Goldscheuer und Kehl. Alles was Rang und Namen im Tennissport hatte, gab sich in Kehl ein Stelldichein. Bei herrlichem Wetter war Spitzensport zu sehen.

Hermann Wunsch
(Foto: Klaus Gras)

Dr. Hermann Wunsch 1982 – 1990. Die Amtszeit von Hermann Wunsch war überlagert vom Tennisboom der Spitzenspieler: Boris Becker, Michael Stich und Steffi Graf. Sehr deutlich zeigte sich dies in der Tatsache, dass die Anzahl der Mitglieder im Tennisclub auf weit über 600 anwuchs, davon allein über 200 Jugendliche. Mit den Jugendwarten Dieter Erhardt für die männliche und Klaus Gras für die weibliche Jugend hat der Vorstand reagiert. Die Trainingsfreude war so riesig, dass Listen angelegt wurden. So durfte ein Einzel maximal 1 Stunde und ein Doppel maximal 1,5 Stunden den Platz belegen. Es wurden ernsthafte Überlegungen angestellt, zwei Plätze unter Flutlicht zu stellen, damit alle Mitglieder Tennis spielen konnten. Es kam jedoch nicht dazu. Die Plätze wurden grundsaniert mit neuen Drainagen und einer kompletten Beregnungsanlage. Der Sportwart Friedrich Peter konnte 11 Erwachsene Mannschaften dem Verband
melden. Die Clubhausbewirtung war auch in der Präsidentschaft von Hermann Wunsch ein Problem. Deshalb führte der Vorstand für alle Erwachsenen einen Verzehrbon von 100 DM ein. Somit war sichergestellt, dass der Clubwirt über 4.000 DM Garantiesumme hatte, hinzu kam noch die Bewirtung der Turniermannschaften, so dass etwas Ruhe in das Clubhausleben einzog. Ein gesellschaftlicher Höhepunkt war ohne Zweifel ein Benefizturnier für Aktion Sorgenkind. Im Rahmen eines Tennisturniers veranstalte der TC im Mai 1983 solch eine Aktion. Lothar Späth Ministerpräsident von Baden-Württemberg kam persönlich nach Kehl. Mit von der Partie war Wolfgang Schäuble, Tennisass Jürgen Fassbender vom TC Rüppur und Oberbürgermeister Dr. Trudbert Müller. Rund 4.000 DM kamen zusammen. Ein längerer Auslandsaufenthalt in Afrika setzte der sehr erfolgreichen Präsidentschaft 1990 ein Ende.

Friedrich Rumpelhardt
(Foto: Maximilian Rohrer)

Friedrich Rumpelhardt 1963 – 1982. Fast 20 Jahre war die Präsidentschaft von Friedrich Rumpelhardt, genannt. Fritz. Bis heute hält Fritz den Rekord bei einer Amtszeit eines Präsidenten im TC Kehl. Er war so begeistert vom Tennissport, dass er alle Turnierspieler persönlich kannte und auch immer wieder auf die jeweiligen Ergebnisse ansprach. Fritz lebte sein Amt in vollen Zügen aus. Es war eine Herzensangelegenheit für ihn. Er selbst spielte genauso Tennis, wie seine Ehefrau Herta. In die Amtszeit von Rumpelhardt fiel der Ausbau des Clubhauses, dem Emil Schertel Haus an der Schwimmbadstraße. Weiterhin konnte in seiner Amtszeit die Clubanlage um weitere vier Plätze erweitert werden. Der Tennissport lag im Trend. Im Jahr 1971 wurde das 50jährige Jubiläum gefeiert mit einer eigens herausgegebenen Clubzeitschrift. Damals wurde gleich am Samstag und am Sonntag gefeiert, mit vielen Turnierspielen für verschiedene Mannschaften, mit dem Hanauer Musikverein und dem Fassanstich des Bürgermeisters Trudbert Müller. Ein Volksfest! Beim Beginn der Kreisreform war Trudbert Müller noch Bürgermeister. Er wurde zum Oberbürgermeister ernannt, weil die Einwohnerzahl über 20.000 Menschen betrug. Ein weiterer Höhepunkt war der Bau der Halle mit zwei Spielfeldern durch den Architekten Karl Meier im Dezember 1973. Beim Stadtjubiläum, 200 Jahre Stadtrechte nahm der
Tennisclub Kehl selbstverständlich am Festumzug teil. Der TC SW Kehl war eine feste sportliche Große in der Großen Kreisstadt Kehl geworden. Dafür sei Friedrich Rumpelhardt noch heute gedankt!

Emil Schertel
(Foto: Rolf Hoffmann)

Emil Schertel 1952 – 1963. Die Kehler Zeitung schrieb im September 1952 einen Artikel mit der Überschrift „Auch Tennis soll Volkssport werden“. Diese Aussage sei in der Jahreshauptversammlung geäußert worden. Der 2. Weltkrieg hat eine Unterbrechung des Clublebens von 13 Jahren mit sich gebracht. Diese Hauptversammlung fand im Barbarossa-Saal statt, eine Stadthalle gab es noch nicht. Es war Bäckermeister Emil Schertel der sich für den Tennissport stark machte und auch zum Präsidenten gewählt wurde. Emil Schertel war ein Tausendsassa. Er war Gründungsmitglied der Freien Wähler Kehl, Stadtrat, Stellvertreter des Bürgermeisters, Kreisrat, Wegbereiter der Partnerschaft mit Montmorency und später wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Kehl gewählt. Sein Sohn Hansjörg erzählte, dass sein Vater ein Organisationstalent sondergleichen besaß. Beim Bau des Clubhaues in der Schwimmbadstraße brachte Schertel jede Menge Eisen an. Auf die Frage, was der Tennisclub mit so viel Eisen wollte, meinte Schertel, dafür bekommen wir viele Steine für den Hausbau. Gleichzeitig wurden vier Plätze an der Schwimmbadstraße gebaut. Das Sportzentrum war dafür ideal geeignet. Dieses Areal ist dem Stadtbaumeister Fritz Schäfer zu verdanken. Dafür trägt noch heute eine Straße, im Stadtteil Kronenhof den Namen des außergewöhnlichen Mannes. Mit dem Fußballplatz des KFV, dem Platz der Kehler Turnerschaft, der Jugendherberge, dem Haus der Jugend, dem Schwimmbad und dem Campingplatz ist ein tolles Sportzentrum entstanden. Diese rund 10 Jahre Präsidentschaft von Emil Schertel waren geprägt vom Aufbau für den Tennisclub und auch für die Stadt Kehl. Bei der Mitgliederversammlung 1963 im Café Kunz, heute Restaurant Alexandros, kam es zum Wechsel des Präsidenten. Sohn Hansjörg erzählt, dass sein Vater dabei einen Trick angewendet hat. Er fragte sowohl Friedrich Rumpelhardt, als auch Horst Meyer unabhängig
voneinander, ob jeder bereit wäre den 2. Vorsitz zu übernehmen. Während der Sitzung verkündete Emil Schertel kurzerhand, dass er das Präsidentenamt in jüngere Hände geben werde und gleich zwei Kandidaten zur Verfügung standen. Die Herren Rumpelhardt und Meyer spielten mit und die Mitglieder wählten Friedrich Rumpelhardt
zum 1. Vorsitzenden und Horst Meyer zu seinem Stellvertreter. Ende gut – alles gut.