Bis zum Bau der Tennishalle vor mehr als 50 Jahren wich der TC SW Kehl im Winter in die Falkenhausenturnhalle aus
Wer als Spaziergänger vor etwas mehr als 50 Jahren an der Schwimmbadstraße entlanglief, dachte vielleicht, dass hier gerade ein überdimensionales Gewächshaus entsteht. Gebaut wurde allerdings die heutige Tennishalle des TC Schwarz-Weiß Kehl. Damals im Jahr 1973 war die Tennisanlage des Clubs bereits auf neun Sandplätze angewachsen und der Spielbetrieb der aufstrebenden Sportart lief im Sommer auf Hochtouren. Doch wohin wich das Tennisspiel in den kalten Wintermonaten aus, wo bekanntlich die Spielfreude unter freiem Himmel schnell nachlässt und die Außenplätze in einen Dornröschenschlaf fallen. Tatsächlich nutzte der TC Kehl die Turnhalle der Falkenhausenschule für das Hallentennis. Die Bedingungen waren hier jedoch eher mäßig für die Sportart geeignet. So erinnert sich Ehrenmitglied Hansjörg Schertel an die fehlenden Qualitäten des Parkettbodens: „Der Boden war glatt, der Ball ist nicht richtig hochgesprungen und nach hinten gab es wenig Auslauf.“ Ein Abo für die Hallensaison kostete damals 25 DM, was allerdings günstiger war als eine gebuchte Saison in der neu entstandenen Sporthalle des Einstein-Gymnasiums. Die Turnhalle der Falkenhausenschule blieb jedenfalls für die motivierten Spieler des Clubs eine Möglichkeit, auch im Winter zu trainieren. Sogar hochklassigere Duelle wurden hier ausgetragen, wie die Partie von Hansjörg Schertel gegen den deutschen Wimbledon-Finalist Wilhelm Bungert. Eine dauerhafte Lösung war das Ausweichquartier in den vielgefragten städtischen Hallen jedoch nicht und so entschloss sich der Club schließlich Anfang 1973 den Bau einer eigenen Tennishalle mit zwei Plätzen in Angriff zu nehmen. Als Standort wurde ein Platz in unmittelbarer Nähe zur Tennisanlage favorisiert. Tatsächlich stellte die Stadt direkt angrenzend an die hinteren Außenplätze ein passendes Grundstück zur Verfügung, für das ein Teil der Kleingartenanlage weichen musste, die heute noch an die Halle grenzt. In der rekordverdächtigen Zeit von etwa 4 ½ Monaten wurde die Tennishalle nach einem Entwurf des Architekturbüros Meier so kostengünstig wie möglich hochgezogen. Architekt Karl Friedrich Meier, selbst passionierter Tennisspieler und Mitglied, hatte auf ein Honorar verzichtet. Die Halle sei aufgrund der schnellen Bauzeit eine „Frühgeburt“ und nicht elegant, wie Meier über sein eigenes Bauwerk urteilte. Dafür sei sie aber jeden Fall zweckmäßig. Die Kosten für den Holzleimbinderbau mit Eternitverkleidung beliefen sich letztendlich auf rund 370.000 DM und wurden durch eine Erhöhung der Mitgliedergebühren gestemmt. Zur feierlichen Einweihung der Halle am 15. Dezember 1973 erschienen, wie die Kehler Zeitung damals anmerkte, eine stattliche Anzahl von Gästen – „mehr als Sektgläser vorhanden waren“. Clubpräsident Fritz Rumpelhardt konnte zu diesem Anlass auch die Stadtspitze begrüßen: Dem „weißen Sport“ angemessen erschien Oberbürgermeister (und Club-Mitglied) Trudpert Müller im hellen Trainingsanzug und weihte zudem in einem Doppel einen der neuen Plätze ein. Mit der neuen Halle konnten so endlich alle Tennisfreunde, ob Mitglied oder nicht, in den Wintermonaten auf einem angemessen Belag trainieren – bis heute, auch wenn in den 50 Jahren seit Inbetriebnahme sich noch Manches veränderte. So erhielt die Halle kurz nach ihrer Einweihung bereits einen kleinen Anbau mit sanitären Anlagen, Umkleideräumen und einem holzverkleideten Clubraum. Der grüne, pfeilschnelle Teppichbelag wurde nach Jahrzehnten durch eine hellblaue Variante ersetzt. Die klobigen Heizungsrohre wichen Heizstrahlern und auf dem Dach wurde im Lauf der Zeit eine Photovoltaikanlage installiert. Auch wenn die kühlen Temperaturen momentan zurück sind, hat sich die Hallensaison bereits ihrem Ende zugeneigt und die ersten Bälle wurden bei sommerlichen Temperaturen schon auf Sand gespielt. Vergangenen Samstag ludt der TC Kehl deshalb zur Saisoneröffnung und Mitgliederversammlung ins Clubhaus ein – das als Neubau 20 Jahre nach der Halle folgte.
Hier ein paar Impressionen der Hallen-Einweihung vor 50 Jahren, mit besonderem Dank an Hansjörg Schertel und Rolf Hoffmann für die Bereitstellung der Bilder:
Weitere Impressionen: