Die Tennis-Präsidenten
von Klaus Gras
Der Tennisclub Kehl blickt mit Stolz in diesem Jahr auf 100 Jahre Vereinsgeschichte zurück. Mit einer vierteiligen Serie würdigt die Kehler Zeitung den runden Geburtstag. In der zweiten Folge werden die Präsidentinnen und Präsidenten vorgestellt, allerdings in rückwärtiger Reihenfolge. In der ersten Serie, vor einer Woche, wurde das aktuelle Präsidenten
Duo vorgestellt
Uschi Treutner Präsidentin von 2016 – 2020: „Wie die Jungfrau zum Kind“ sei sie zum Amt der 1. Vorsitzenden des
Tennisclubs Kehl gekommen, sagt sie. Was war passiert. Durch einen familiären Krankheitsfall wollte der damalige erste Vorsitzende Max Felde die Verantwortung nicht weiter übernehmen. Ein denkbarer Kandidat aus den Vorstandsreihen sagte kurzfristig ab und so waren die Augen auf Uschi Nüsse gerichtet. Die Heirat mit Peter Treutner erfolgte 2018. Spontan sagte Uschi zu und wurde einstimmig von den Mitgliedern zur Präsidentin im Jahr 2016 gewählt. An Ihrer Seite waren so erfahrene Vorstandsmitglieder wie: Inge Müll, Curd Moldt und Hans Jörg Decker. Obwohl Uschi Treutner bereits Erfahrung im Vorstand gesammelt hatte, sie war Jugendwartin, ist das Amt der 1. Vorsitzenden doch noch einmal eine Nummer größer. Mit viel Elan und Fleiß und Ihrem Ehemann Peter Treutner an der Seite, ging es an
die Arbeit. Über allem schwebten die Schulden aus dem Clubhausbau und obwohl fleißig getilgt wurde, war noch eine große Summe abzuzahlen. Um die Finanzen kümmerte sich die 1. Vorsitzende sehr rührig. Gleichzeitig galt es darum, den Sportbetrieb noch erfolgreicher zu gestalten. Auch legte Uschi Treutner das Augenmerk auf den Leistungssport bei den Jugendlichen. Dazu belegt Sie einen Fortbildungskurs und wollte tatkräftig mit einsteigen. Ihr Fleiß wurde in Punkto Mitgliedergewinnung erfüllt, ebenso gab es eine Steigerung der gemeldeten Mannschaften. Mehrere gefüllte
Ordner bei Übergabe des Amtes belegen die umfangreiche Arbeit von Uschi Treutner.
Max Felde, langjähriger Professor an der Hochschule Kehl und von 2008 bis 2016 1. Vorsitzender des TC SW Kehl: Gleich bei seinem Amtsantritt gab Roselyne Rogg-Petry, seine Vorgängerin im Amt den Rat „Achten Sie auf die Liquidität“. Tatsächlich war der Tennisclub in Schieflage geraten, da die Investitionen der Vergangenheit (wie Hallenboden, Hallenheizung und Tiefbrunnen) fast ausschließlich mit Krediten finanziert worden waren. Außerdem war die Boom Phase des Tennissport aus früheren Zeiten von Boris Becker, Michael Stich und Steffi Graf vorbei. Das
waren noch rosige Zeiten in den 80iger und 90iger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sämtliche Tennisclubs in Deutschland hatten unter dem Mitgliederschwund zu leiden. Die Tennisspieler zogen ab zum Golfen. Ausgehend von dieser Situation war die Konsolidierung der Finanzen die Hauptaufgabe des Vorstands, speziell des 1. Vorsitzenden. Es galt, die langfristigen Verbindlichkeiten abzubauen und auf der anderen Seite den Vereinsmitgliedern eine gute Infrastruktur zu ermöglichen. Weiterhin waren Baumaßnahmen notwendig wie die Erneuerung des Hallendachs inclusive Solaranlage und der Hallenbeleuchtung. Alles musste ohne neue Kredite bewältigt werden. Noch heute gilt der Dank an Hans-Jörg Decker mit seinen zahlreichen Anträgen auf finanzielle Unterstützung und vielen Spendern aus dem Mitgliederkreis. Zusätzlich ist es in der Amtszeit von Max Felde gelungen, in acht Jahren insgesamt 180.000,- Euro Schulden zu tilgen. Ein Glücksfall war die Vergabe der Pacht des Clubrestaurants an Enzo Berardi. Nach zahlreichen Pächterwechsel in den vergangenen Jahren, wurde nicht nur das Restaurant aus dem Dornröschenschlaf geweckt, sondern eine Pacht vereinbart, die sich am Umsatz orientiert. Dem heutigen Pächterehepaar Barbara und Toni ist es
gelungen, das Restaurant zu einem wichtigen Pfeiler in der Kehler Gastronomieszene auszubauen und auf ein hohes Niveau zu heben. Auf der Clubterrasse zu sitzen und sich die herrliche Gegend bei einem guten Essen zu gönnen, ist ein Genuss.
Roselyne Rogg-Petry, 2004 – 2008 Präsidentin: Nach zwei Jahren brachte der Ehemann und ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Kehl, Dr. Günther Petry eine Chronik über den Tennisclub Kehl heraus. Ein hervorragendes Nachschlagewerk zum 85. Geburtstag. Direkt am Rhein, vor der Villa Schmidt in einem Zelt wurde der Geburtstag des TC Kehl gebührend gefeiert. Vorgestellt wurde in der Mitgliederversammlung 2006 auch, dass einfache Tätigkeiten auf der Clubanlage von freiwilligen Helfern erledigt werden sollten. Weiterhin sollte eine Brunnenlage für die
Bewässerung der Plätze gebaut, eine neue Heizung in der Halle installiert und die Erneuerung des Hallenbodens in Angriff genommen werden. Diese Maßnahmen wurden umgesetzt, erforderten jedoch ein strenges Finanzmanagement. Dabei blieb die Menschlichkeit jedoch auf der Strecke. Die Folge war unter anderem,
dass der langjährige Cheftrainer Fadil Seric sein Amt als Sport – und Jugendwart zur Verfügung stellte und kurze Zeit danach auch sein Traineramt aufgab. Auch der Autor dieses Artikels hat den Verein gewechselt und spielte fortan in der Mannschaft von Goldscheuer Tennis.
Friedrich Peter Präsident von 1999 – 2004: Mit drei großen Zielen hat sich der neu gewählte Präsident Friedrich
Peter an die Mitgliedern gewendet. Die Konsolidierung der Finanzen, die Steigerung der Mitgliederzahlen und die Reaktivierung des Clublebens. Das Präsidium zeigte bei der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, Sponsoring und Vereinsbelebung die ersten Erfolge. Familienfreundliche Beiträge, Unternehmensmitgliedschaften und kostenloses Vereinstraining für Neumitglieder. Im Breitenbereich wie auch in der Jugendarbeit wurden dank der hervorragenden Arbeit durch Cheftrainer Fadil Seric beachtliche Erfolge erzielt. Die Mitgliederzahlen wuchsen, der Aufwärtstrend war geglückt. Die Reaktivierung des Clublebens wurde durch Tennisdemos von Spitzenspielern, Saisoneröffnung – und Weihnachtsturniere belebt. Festveranstaltungen, wie die Weihnachtsgala im Audi Zentrum der Firma Geiger, stellten Höhepunkte dar. Der Sturm Lothar am 2. Weihnachtsfeiertag 1999 verwüstete Zäune und riss Bäume auf der Anlage weg. Die Rückgabe des Tennisplatzes Nummer fünf an die Stadt eignete sich dazu, dass die Stadtverwaltung die Zaunanlage komplett erneute. Nach Aussage von Friedrich Peter konnte nach einer fünfjährigen Amtszeit auf eine erfolgreiche Tätigkeit zurückgeblickt werden.
Hans-Jürgen Sperling 1996 – 1999: In der Chronik zum 85. Geburtstag ist zu lesen, dass Hans-Jürgen Sperling den Vorsitz unter der Voraussetzung übernommen hat, einen intakten Verein vorzufinden. Sportlich und von der Anzahl der
Mitglieder war dies auch gegeben. Die Finanzen plagten jedoch nach wie vor die Vorstandschaft. Die langjährige Tätigkeit im Stadtrat veranlasste Sperling zu der Aussage, dass der Verein in Zukunft auf weniger finanzielle Mittel aus der Stadtkasse zu rechnen habe. Trotzdem hat Hans Jürgen Sperling durchgesetzt, dass die Aufnahmegebühr entfällt. Dadurch sollten mehr Mitglieder in den Club aufgenommen werden. Der absolute sportliche Höhepunkt war der Aufstieg der Jungsenioren, Herren über 35 Jahre in die erste Bundesliga. Dieser Aufstieg musste jedoch ohne weitere Kreditaufnahme erfolgen. Am Ende der Saison ist die Mannschaft dann auch wieder abgestiegen.